Tradition & Propaganda.

Wie in Würzburg eine nationalsozialistische Vorzeigesammlung entstand und wie sich heute mit ihr umgehen lässt 

Vortrag  von Dr. Bettina Keß (kulturplan, Würzburg) im Rahmen der Ausstellung „Die schwarzen Jahre. Geschichten einer Sammlung. 1933 – 1945“ (Nationalgalerie. Staatliche Museen zu Berlin)

am Donnerstag, den 18.2.2016, 18 Uhr,  Museum Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart -Berlin (Eintritt frei, Aktionsraum)

1941 gründete die Stadt Würzburg eine eigene Kunstsammlung als Grundstock für eine „Galerie mainfränkischer Kunst“. Mit beträchtlichen Mitteln erwarb die Bischofsstadt mitten im Zweiten Weltkrieg Gemälde, Skulpturen und grafische Arbeiten bei Künstlern, Galeristen wie Wolfgang Gurlitt und vor allem auf den „Großen Deutschen Kunstausstellungen“ im Haus der deutschen Kunst (München). Keine andere deutsche Stadt erstand auf diesen nationalsozialistischen Prestige-Schauen mehr Kunstwerke. Würzburg kaufte klassisch-akademische Malerei des 18. und 19. Jahrhunderts, aber auch viel Zeitgenössisches, darunter Arbeiten regionaler Künstler, fränkisch-ländliche Genrebilder und ausgesprochene Propagandastücke. Durch Schenkungen, Nachlässe und Ankäufe gelangten auch nach 1945 Werke erfolgreicher NS-Künstler, wie Hermann Gradl, Ferdinand Spiegel oder Otto Flechtner, in die Würzburger Städtische Galerie. Die Städtischen Sammlungen im Museum im Kulturspeicher Würzburg haben deshalb einen Gründungsbestand, der fast mustergültig der nationalsozialistischen Kunstauffassung entsprach. Alleine rund 1300 Gemälde, Skulpturen und grafische Arbeit datieren in die Jahre zwischen 1933 und 1945. 2013 wurden sie wissenschaftlich untersucht und in der Ausstellung „Tradition & Propaganda“ präsentiert. Der Vortrag beschreibt die besondere Gründungsgeschichte einer kommunalen Kunstsammlung während des Nationalsozialismus und analysiert den Umgang mit diesem Erbe seit der Nachkriegszeit.

 

 

18.2.: VORTRAG ZUR AUSSTELLUNG „Die Schwarzen Jahre“ (BERLIN, MUSEUM HAMBURGER BAHNHOF)